21. November 2024

Three to One – Klanginstallation in der AOK von Max Neuhaus

Max Neuhaus ist ein Pionier im künstlerischen Umgang mit Klängen im Raum. Er geht von der Beobachtung aus, dass unsere Wahrnehmung ebenso von dem bestimmt wird, was wir hören, wie von dem, was wir sehen. So benutzt er eine vorhandene Situation als Grundlage für ihre neue Gestaltung mit Tönen und Klängen.

Über die letzten 30 Jahre hat er solche unsichtbaren „Klangwerke“ für amerikanische und europäische Museen geschaffen und damit die Verbindung von „sound“, Geräuschen, Tönen und Klängen mit offenen oder geschlossenen Räumen als eigenständige Kunstform.

In seinen zwanziger Jahren war Max Neuhaus ein renommierter Interpret zeitgenössischer Musik; er gab zu Beginn der 60er Jahre Konzerte in der Carnegie Hall und machte als Solist am Schlagzeug Konzertreisen durch Amerika und Europa. Um neue Klangfarben erzeugen zu können, konstruierte er elektro-akustische Instrumente. Sein Solo-Album, das er für Columbia Masterworks produzierte, ist eines der ersten Beispiele dafür, was man heute elektronische Livemusik nennt.

Mit seinen Klangwerken an öffentlichen Plätzen und in Gebäuden setzt er seine innovative Arbeit außerhalb der konventionellen Kunstwelt fort: Er nutzt seine Erfahrung mit der Erzeugung von Klängen und der Reaktion der Hörer auf deren Wahrnehmung, die er über die Jahre seiner praktischen Arbeit als Musiker erworben hatte, und entwickelt Klangwerke, die eher eine räumliche denn eine zeitliche Dimension haben, die eine eigenartige Musik – geschaffen nur für den einen Ort – ohne Anfang und Ende sind, die Hören und Sehen zu einer neuen Erfahrung des mit Klang erfüllten Raumes vereinen.

Max Neuhaus hat über die letzten 40 Jahre eine große Zahl solcher Klangwerke für die unterschiedlichsten Situationen geschaffen: dauerhafte Werke beispielsweise am Times Square und im Dia:Beacon museum in New York, im Kunsthaus Graz, im Castello di Rivoli, Museo d‘Arte Contemporanea, im CAPC Musée d‘Art Contemporain, Bordeaux, und viele für eine kürzere Dauer in Museen und Ausstellungen, wie etwa im Museum of Modern Art, dem Whitney Museum of American Art und dem Clocktower in New York City, im Musée d‘Art Moderne de la Ville de Paris, dem Centre National d‘Art Contemporain, Grenoble, den Kunsthallen in Basel and Bern und zur Biennale in Venedig. Dazu kommen Einzelausstellungen seiner Zeichnungen an vielen Orten.

> In Kassel war Max Neuhaus erstmals 1977 auf der documenta 6 mit einer „sound sculpture“ in der Karlsaue.

> 1995 präsentierte der Kunstverein Kassel die Ausstellung „Max Neuhaus: Sound Work Zeichnungen“ im Fridericianum.

Zur documenta 9, 1992, schuf er für das Treppenhaus des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes der AOK in Kassel an der „Schönen Aussicht“ das Klangwerk „Three to One“.

 

> Die Stadt Kassel hat im Jahr 2007 dieses Werk, dessen technische Grundlage erneuerungsbedürftig geworden war, mit Förderung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie der Hessischen Kulturstiftung erworben und mit neuer Technik ausgestattet. Am 4. Mai 2007 konnte „Three to One“ in Anwesenheit des Künstlers der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Das documenta forum Kassel e.V. hat die „Patenschaft“ für das Kunstwerk in der AOK übernommen.

Max Neuhaus wurde 1939 in Beaumont/Texas/USA geboren und studierte 1957-1962 „percussion“ an der Manhattan School of Music. Er starb am 3. Februar 2009. Auf seiner Website (www.max-neuhaus.info) sind Zeichnungen, Tonaufnahmen und Videos zu finden sowie Angaben über seine vielfältigen Schöpfungen und deren Präsentation in Ausstel-lungen und Druckwerken.