Auf die Frage, welches die bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst ist, lautet die Antwort in der Regel: die documenta in Kassel. 1955 wurde sie von dem Künstler und Kunsterzieher Arnold Bode ins Leben gerufen. Vermutlich hat nicht einmal Bode selbst geahnt, welch beispielloser Erfolg die Ausstellung, oft als „Museum der 100 Tage“ bezeichnet, werden sollte. Am 17.07.2015 jährte sich seine Erfindung zum 60 mal. Natürlich wurde der Geburtstag mit einem umfangreichen Programm in Kassel gefeiert, an dem sich das documenta forum mit eigenen Programmpunkten beteiligte.
Dirk Schwarze über die Planungen:
Planung und Mitwirkung an der documenta-Geburtstagsfeier am 19. Juli. Das war der größte Brocken in diesem Jahr: Verschiedentlich hatten wir über mögliche Angebote bei unseren Zusammenkünften beraten. Außerdem war ich als Vorstand des documenta forums eingeladen worden, an den Beratungsrunden des Planungsstabes teilzunehmen, um den Veranstaltungsrahmen abzustecken. Für den Sonntag im Juli konnten wir Ugo Dossi, Klaus Staeck, E. R. Nele, Pitt Moog und Adrian von Buttlar als Vortragende und Gesprächspartner gewinnen, außerdem waren für uns Angela Landgrebe, Heidi de Vries, Hans Eichel und Regina Oesterling in Gesprächen, Lesungen und Führungen aktiv.
Angela Landgrebe im Gespräch mit Ugo Dossi
Den Auftakt machte Angela Landgrebe im Gespräch mit Ugo Dossi. (Bild oben) Ugo Dossi ist ein deutscher Maler und Objektkünstler. Er nahm 1977 an der Documenta 6 und 1987 an der Documenta 8 in Kassel teil. Ugo Dossi beteiligte sich an den Biennalen in Venedig, Paris, Mailand und Buenos Aires. Kein Wunder also, dass sich eine spannende Unterhaltung mit vielen Facetten ergab: manchmal fröhlich, oft auch nachdenklich – bei der Ugo Dossi nicht nur von seinen vielfältigen Erlebnissen als documenta Künstler erzählte, sondern auch ein eigenes Gedicht vortrug.
Regina Oesterling über den Penone Baum
Danach führte Regina Oesterling zum Penone-Baum. Der Penone-Baum stammt von dem italienischen Bildhauer und Konzeptkünstler Giuseppe Penone. Es ist sein Beitrag zur documenta 13. Bei dem Objekt handelt es sich um den Bronze-Abguss eines Haselnussbaumes. In seiner Krone ruht ein drei Tonnen schwerer Findling. Das Kunstwerk gehört fraglos zu den Lieblingskunstwerken der Kasseler Bevölkerung, so dass es bald eine Initiative gab, die sich für den Verbleib in Kassel einsetzte. Auch Regina Oesterling hatte sich sehr für den Kauf des Baums engagiert. Mit umfangreichen Quellenmaterial ausgerüstet, erzählte sie lebendig und kenntnisreich von seiner Entstehungsgeschichte und ihrer persönlichen „Beziehung“ zu diesem documenta-Kunstwerk.
Professor Buttlar: Papas documenta
Im Tagungsraum des documenta Forums folgte „Papas documenta – Eindrücke aus der Kinder- und Jugendzeit von Professor Buttlar“. Adrian von Buttlar ist ein deutscher Kunsthistoriker. Sein Vater der Kunsthistoriker Dr. Herbert Freiherr von Buttlar zählte zum Bode-Freundeskreis. 1955 leitete dieser das Ausstellungssekretariat. Zur II. documenta wirkte er im Ausschuss für Malerei, Skulptur und Druckgrafik mit und war Mitglied der Hängekommission. Buttlar erzählte sehr lebendig von „Papas documenta“ – dazu gab es umfangreiches Bildmaterial. Anschließendem gab es ein Gespräch mit E.R. Nele, der Tochter von Arnold Bode. Aus dem Gespräch entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit vielen Teilnehmern. Selten war eine unserer Veranstaltungen so gut besucht – vor der Tür bildete sich sogar eine Schlange.
Bilder: Gert Hausmann