Das lange geplante documenta Institut ist nach einhelliger Meinung von Stadtpolitik und Stadtgesellschaft ein Meilenstein in der Weiterentwicklung des documenta Archivs und der Forschung zu der Weltkunstausstellung. Stadt, Land Hessen und der Bund engagieren sich gemeinsam, auch finanziell. Insbesondere die Zusage des Bundes ist an eine Realisierung in einem definierten Zeitrahmen gebunden, der deshalb unbedingt eingehalten werden muss.
Eine Gefährdung des Projekts kann dann eintreten, wenn der bisherige fachliche und politische Vorlauf infrage gestellt wird. Das kann niemand verantworten wollen. Der fachliche Vorlauf hat u.a. erbracht, dass statt einer reinen Archiv- und Forschungseinrichtung ein deutlicher Anteil öffentlichkeitswirksamer Nutzungsangebote (Präsentation, Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen, Workshops etc.) Eingang in das Projekt finden werden. Das erklärt die Größe von ca. 6500 qm Nutzfläche.
Derzeit ist in Teilen der Öffentlichkeit der Standort des Instituts strittig. Die Stadt Kassel hat Anfang 2017 eine umfängliche vergleichende Prüfung von 17 Standortalternativen vorgenommen, aus denen sich eine kleine Spitzengruppe ergeben hat. Schien es zunächst auf die Alternative Holländischer Platz hinauszulaufen, wird nach intensiven, teilweise kontroversen internen und öffentlichen Diskussionen die Standortalternative Karls-Parkplatz favorisiert und steht noch in diesem Jahr zur Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung.
Mit den Bau des documenta Instituts auf dem Karls-Parkplatz besteht die Chance, dass
- der historische Karlsplatz vor der Karlskirche städtebaulich wieder gefasst und erlebbar gemacht werden kann (Baulinien, Gebäudehöhen, öffentliche Durchwegung des Gebäudes im Zuge der ursprünglichen Oberen Karlsstraße)
- der Hinterhofcharakter des Quartiers Karls-Parkplatz zugunsten eines lebendigen, urbanen Anziehungspunktes verschwindet
- die städtebaulichen Bausünden der Nachkriegskonzeption einer autoorientierten Stadtplanung auch an dieser Stelle der Innenstadt teilweise korrigiert werden können
- ein Wettbewerb ein architektonisch hochwertiges Gebäude hervorbringt, das auf die räumlichen und historischen Zusammenhänge Bezug nimmt.
- Die Stadt Kassel hatte schon 1989 ein Konzept zur urbanen Weiterentwicklung der Innenstadt verabschiedet. Im Verlauf der Umsetzung sind nach der Realisierung der Friedrichsplatzgarage alle oberirdischen Parkplätze, insbesondere entlang der Neuen Fahrt, in urbane Stadträume umgewandelt worden. Die Stadtreparatur des Karls-Parkplatzes ist deshalb der überfällige Schlussstein der seit 1989 verfolgten erfolgreichen Re-Urbanisierung der Innenstadt.
Wir wünschen uns, dass in die Ausschreibung des geplanten Wettbewerbs zur Realisierung des documenta Instituts sowohl die skizzierten historischen Elemente einbezogen werden, als auch eine möglichst große Nutzungsvielfalt und bauliche Transparenz in der Erdgeschosszone, um das Quartier Karlsplatz zu einem der attraktivsten Teilbereiche der Kasseler Innenstadt weiterentwickelt wird. Wir erhoffen uns von allen Opponenten die Einsicht, dass dieses Projekt unter den gegebenen Rahmenbedingungen, zu denen insbesondere auch die Flächenverfügbarkeit durch die öffentliche Hand gehört, eine Aufwertung des Quartiers bedeutet und dass es zu einer konstruktiven Mitwirkung an der weiteren Planung und Realisierung des für Kassel so eminent wichtigen Vorhabens kommt.
Der Runde Tisch der 60 Kasseler Kulturvereine unterstützt alle Bestrebungen das geplante documenta Institut auf dem Karlsparkplatz zügig zu realisieren.
Für den Runden Tisch der Kulturvereine: Heike Pönitz, Andreas Skorka
Für die Gesellst für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kassel
und das KulturNetz Kassel: Eveline Valtink
Für das documenta forum Kassel: Jörg Sperling
Für die Stiftung 7000 Eichen Kassel: Volker Schäfer