Die drei zentralen Themen des Vorjahres haben uns auch 2010 beschäftigt:
- Die Frage, ob es gelingt, das Szeemann-Archiv für Kassel anzukaufen und damit die Grundlage für den Ausbau des documenta Archivs zu schaffen.
- Der Abschluss der Laser-Installation und die Beseitigung der Brandschutz-Hemmnisse zur gelegentlichen Nutzung des Turmzimmers.
- Die Entwicklung eines Konzepts zur Kennzeichnung der documenta-Außenkunstwerke.
Zu 1) Die Entwicklung der Verhandlungen zum Erwerb des Szeemann-Archivs war alles andere als ermutigend. Vor allem erschien es zeitweise so, als ob unser Kernziel, das documenta Archiv personell und räumlich auszubauen und auf eine breitere Trägerschaft zu stellen, völlig aussichtslos geworden sei. Besonders problematisch schien die Angelegenheit deshalb zu sein, weil das Land, die Stadt und die Länder-Kultur-Stiftung unterschiedliche Strategien verfolgten.
Unser Versuch, zur Klärung beizutragen, indem wir zum 1. Juni Kunst-Ministerin Eva Kühne-Hörmann ins documenta forum einluden, erwies sich nicht als sehr erfolgreich. Zwar entwickelte sich mit ihr ein Gespräch, das von vielen Teilnehmern als gut bis erfreulich eingestuft wurde, doch führte es in der Sache nicht weiter. Insbesondere der von der Ministerin gemachte Vorschlag, das documenta forum möge Anregungen für ein Symposium zu dem Themenkomplex geben, wirkte angesichts der Tatsache, dass im Sommer die Bemühungen um das Szeemann-Archiv zu scheitern drohten, nicht gerade reizvoll.
Im Juli schrieb ich im Namen des forums einen gleichlautenden Brief an die Ministerin, an Oberbürgermeister Bertram Hilgen und an den damals noch amtierenden Ministerpräsidenten Koch, in dem ich auf der Grundlage der uns zugegangenen Informationen die Lage skizzierte, unsere Sorge um die Zukunft des documenta Archivs ausdrückte und um ein gemeinsames Handeln bat.
Antworten auf das Schreiben erhielten wir nicht. Wir erfuhren lediglich, dass im Ministerium besorgt gefragt wurde, woher wir unseren Kenntnisstand bezogen hatten. Auch wurde ein Erinnerungsschreiben nicht beantwortet. Trotzdem kam etwas Bewegung in die Sache: Der Oberbürgermeister sagte zu, zu einem Gespräch ins documenta forum am 11. Januar kommen will. Und am Rande der Kulturpreisverleihung in Wiesbaden meinte die Ministerin, sie würde uns sofort informieren, wenn sich in Sachen Szeemann-Archiv etwas tue. Zwei wichtige Hinweise gab sie bei dem Gespräch. Immerhin scheinen jetzt Land und Stadt gemeinsam zu handeln. So verbuchte die Ministerin Hilgens Gespräch mit Ingeborg Lüschers neuem Anwalt in Berlin, Peter Raue, als gemeinsame Aktion. Außerdem sagte sie, dass im Falle eines Ankaufs (je ein Drittel Stadt, Land, Länder-Kultur-Stiftung) das Land bei der Erschließung und Unterbringung des Archivs wohl mit in der Pflicht sei. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Frau Kühne-Hörmann noch in diesem Monat eine Entscheidung erzwingen will.
Zu 2) Die endgültige Installation des Lasers hat sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als gedacht war. Der neue stärkere Laser (vom Zwehrenturm zum Herkules) ist jetzt im Stadtbild deutlich präsenter. Vor einiger Zeit konnte auch der Strahl, der vom Zwehrenturm über den Turm des Landesmuseums zum Herkules geht, geschaltet werden. Die Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) war in dieser Sache erfreulich.
Sehr viel schwieriger und aufwändiger gestalteten sich Hans Brinckmanns Bemühungen, die Hindernisse zu beseitigen, die aus Brandschutzgründung einer gelegentlichen Nutzung des Laser-Raumes entgegen stehen. Nachdem sich bei einem Probelauf doch erwiesen hatte, dass der Balkon vor dem Laser-Raum mit einer Feuerwehrleiter zu erreichen ist, entfiel der Zwang zu umfangreichen und kaum bezahlbaren Investitionen. Die mehr als einjährige Verzögerung bei der Klärung des Brandschutzes führte aber dazu, dass die von SMA für den Raum bestellten Möbel anderweitig verwandt wurden.
Zu 3): Die Arbeitsgruppe, die sich um die Kennzeichnung der documenta-Außenkunstwerke kümmert, hat ein Konzept entwickelt, das eine einheitliche Form – mit auf den Ort abgestimmten Variationsmöglichkeiten vorsieht. Mit diesem Konzept können wir jetzt an die Stadt und die mhk herangehen. Ein erster Kontakt zu Hans-Bernhard Nordhoff als Berater des OB in Kulturfragen ist hergestellt. Erst wenn das Konzept formal genehmigt ist, macht es Sinn, für die Finanzierung einen Plan zu entwickeln.
Für die Museumsnacht 2009 hatten wir in Zusammenarbeit mit dem documenta Archiv mit Blick auf die Bemühungen um das Szeemann-Archiv ein anspruchsvolles Programm entwickelt. Die Resonanz war allerdings enttäuschend. In diesem Jahr waren wir mit unserem Angebot in den Südflügel des Kulturbahnhofs umgezogen. Zwar mussten wir für den Raum und die Bereitstellung der Technik zahlen, doch übertraf die Resonanz alle Erwartungen. Rund 1000 Besucher sahen die Vorführung des Videos „Der Lauf der Dinge“ von Fischli/Weiss (documenta 8). So macht es Sinn, für 2011 über ein vergleichbares Angebot nachzudenken.
Im nächsten Jahr feiert das documenta Archiv sein 50jähriges Bestehen mit einem Auftritt von Laurie Anderson im Staatstheater und einer begleitenden Tagung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Auch soll eine Publikation zur Geschichte des Archivs erscheinen. Wie immer gibt es dabei Finanzierungsprobleme. Immerhin konnte ich im Namen des documenta forums eine Privatspende in Höhe von 15000 Euro einwerben.
Bewährt hat sich unsere Entscheidung, an den Gesprächen des Runden Tisches der Kulturvereine teilzunehmen. So ist unser kleiner, aber doch sehr wirksamer Verein innerhalb der Kulturgesellschaften eine feste Adresse. Erfreulich ist, dass wir mit derzeit 65 Mitgliedern einen leichten Zuwachs verzeichnen können. Angesichts der Themen, die wir uns vorgenommen haben, wäre es schön, wenn Sie im Bekannten- und Freundeskreis weitere und vor allem auch jüngere Mitglieder finden könnten.
Dirk Schwarze 23. 11. 2010