Der Fortbestand der Laser-Installation im Zwehrenturm (mit Strahlen zum Herkules und zur Orangerie) war 2005 ernsthaft bedroht. Nach Gesprächen mit dem Künstler Horst H. Baumann, der 1977 zur documenta 6 die Installation geschaffen hatte, mit den Städtischen Werken, die zuletzt Betreiber der Anlage waren, der Stadt, der documenta GmbH und der Museumslandschaft Kassel (mhk), entschied sich das documenta forum, für die Rettung des Lasers zu kämpfen.
Voraussetzung für den Erhalt war eine völlige Neuausstattung der Technik sowie eine künstlerische Neukonzeption, da im ersten Schritt nur die Schaffung von grünen Laserstrahlen möglich war. Das documenta forum konnte die Stadt, SMA und die Städtischen Werke als Sponsoren gewinnen. Außerdem startete der Verein eine einmalige Spendenaktion: Mein LaserMeter. Bei zahlreichen öffentlichen Auftritten wurde der über sieben Kilometer lange Strahl vom Zwehrenturm zum Herkules symbolisch meterweise verkauft. Jeder Käufer erhielt eine Urkunde darüber, wo sich auf der Strecke sein LaserMeter befindet. Am 16. 11. 2007 konnte die Neuinstallation erfolgreich abgeschlossen werden.
Technik wurde modernisiert
Zur alten Anlage gehörten ein grüner Argon-Laser und ein roter Krypton-Laser. Die Technik, die vor 40 Jahren als revolutionär galt, war 2007 total veraltet. Der grüne Laser hat 50 Prozent seiner Leuchtkraft eingebüßt. Außerdem mussten drei Kubikmeter Wasser zur Kühlung eingesetzt werden und es wurden 60kW zum Betrieb verbraucht. Die Anlage wurde komplett ausgetauscht. Die neuen Laserstrahlen benötigten nur ein Prozent (0,6 kW) der früheren Energieleistung und keine Wasserkühlung. Dementsprechend ist der Platzbedarf der Steuerungstechnik auf ein Prozent der früheren Ausmaße geschrumpft. Mit Hilfe einer auf dem Dach des Fridericianums angebrachten Solaranlage konnte der Stromverbrauch weiter reduziert werden.
Ein grüner Laser im Zwehrenturm sendet drei Teilstrahlen zum Herkules, zum Landesmuseum und zur Orangerie senden. Im Turm des Landesmuseums wurde der Strahl zum Herkules umgelenkt und kann folglich parallel zur Stadtachse Wilhelmshöher Allee – Oktogon verlaufen. Diese Umlenkung funktioniert nach der Sanierung des Landesmuseum nicht mehr, da dort im Turm keine Stromversorgung vorgesehen wurde.
Vom Dach der Orangerie werden drei grüne Teilstrahlen auf die Schwaneninsel sowie auf die Kanalachsen in der Karlsaue ausgerichtet.
Aktion LaserMeter
Die Neuinstallation der Laserscape genannten Anlage kostete 2007 rund 200.000 Euro. Das documenta forum konnte die Geldsumme durch eine einmalige Bürgeraktion sowie durch das großzügige finanzielle Engagement der Stadt Kassel, der Städtischen Werke und der Solartechnik-Firma SMA aufbringen. Um die Finanzierung anzustoßen, hatte das documenta forum den 7325 Meter langen Laserstrahl vom Zwehrenturm zum Herkules in der Aktion LaserMeter symbolisch meterweise verkauft. Jeder Anteilschein kostete zehn Euro. Außerdem konnte für fünf Euro ein Luftbild Kassels mit dem ungefähren Streckenabschnitt des erworbenen LaserMeters gekauft werden. Das Eröffnungsfest am 16. 11. 2007 war dementsprechend als Eigentümerversammlung der LaserMeter-Käufer, der Sponsoren und ideellen Förderer gedacht.
2019: „Laserscape Kassel“ wird an die Stadt Kassel übertragen
Zum 1.1.2019 hat der Künstler Horst H.Baumann alle Rechte und Pflichten an dem Kunstwerk „Laserscape Kassel“ an die Stadt Kassel übertragen. Das documenta forum wird den Betrieb der Installation Anfang 2019 über die Stadt Kassel an einen neuen Sponsor weitergeben.
Fotografien von Rainer Kaufhold
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