19. April 2024

Brief an die Verantwortlichen …

Sehr geehrter Herr Minister Rhein,
sehr geehrter Herr Finanzstaatssekretär Dr. Worms,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Geselle,
sehr geehrte Frau Stadträtin Völker,
sehr geehrter Herr Stadtrat Nolda.

10.10.2018 Das documenta forum Kassel und seine Mitglieder sind sehr besorgt über die gegenwärtige Entwicklung der Planungen zum documenta Institut.

Das betrifft zum Einen die Frage der inhaltlichen Konzeption und zum Anderen die Frage des Standortes.

Mit der Einrichtung der documenta Professur und den zusätzlichen drei Stellen für die Universität Kassel  gab es zunächst positive Signale. Auch die Ankündigung der Stadt, an der Konzeption zu arbeiten, unterstützte diese Perspektive.

Mittlerweile sind mehrere Monate vergangen und die Inhalte aber nicht öffentlich bekannt. Die gleichberechtigten Interessen der beteiligten Akteure gilt es zu wahren. Das documenta Institut soll ein eigenständiges, von der Universität unabhängiges Institut werden, das auf der Basis des documenta Archivs der internationalen Bedeutung der documenta gerecht werden kann.  Forschung, Vermittlung und Dokumentation von Kunst und Ausstellung sollen auch zwischen den documenta Ausstellungen deren weltweite Bedeutung dokumentieren. Das von Prof. Ostwalt und seinen Studenten kürzlich vorgestellte Raumprogramm trägt diesem Anspruch Rechnung.  Dazu gehört auch eine internationale Besetzung der Professuren ebenso wie eine hochrangige Leitung in Form einer Gründungsdirektorin oder eines Gründungsdirektors. Unklar erscheint die Rolle der drei Professoren aus drei Fachbereichen der Universität, und irritierend ist für uns die Tatsache, dass die drei neuen Professuren nach unserer Kenntnis den Fachbereichen der drei „Anschieber“ zugeordnet werden sollen. Ferner erscheint uns verwunderlich, dass bei dieser Gründungskonstruktion die Kunsthochschule mit ihrer kunstwissenschaftlichen Kompetenz offenbar außen vor gelassen wird. Wir können nicht erkennen, wie es bei dieser Sachlage zu einem universitätsunabhängigen Institut kommen kann, das auf der Basis des documenta-Archivs arbeiten soll.

Der vorgesehene Standort am Holländischen Platz in Kassel ist aus unserer Sicht für das documenta-Institut suboptimal.

Das Institut gehört nach unserer Überzeugung in unmittelbare Nähe des Zentrums der documenta, den Friedrichsplatz. Verschiedene Vorschläge sind in der Vergangenheit dazu untersucht und diskutiert worden. Wir wünschen kurzfristig eine  Berücksichtigung dieser Ideen, insbesondere in der Umgebung des Ottoneums. Gerade für auswärtige Besucher erscheint es uns wichtig, dem Institut mit dem documenta-Archiv und einer integrierten kompakten Übersicht zur documenta-Geschichte einen Standort in unmittelbarer Nähe zu den anderen Kulturstandorten mit zeitgenössischer Kunst anzubieten.

Die Beteiligung der Stadt in Form eines Grundstückes am Holländischen Platz darf dabei nicht ausschlaggebend sein. Im Übrigen befinden sich auch alle von uns ins Auge gefassten Grundstücke zwischen Friedrichsplatz und alter Brüderkirche in öffentlichem Eigentum.

Immerhin besteht mit diesem Projekt die Möglichkeit, ein für die Stadt und das Land international herausragendes Institut zu schaffen, das in Form seiner inhaltlichen und baulichen Gestaltung ein Werbeträger für Kassel und Hessen sein wird. Es sollte nach dem Motto gehandelt werden: das Beste für das documenta-Institut ist uns gerade gut genug. Diese Chance darf nicht kleinlichen kommunalen oder universitären Schnellschüssen zum Opfer fallen.

Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand des documenta forums

Jörg Sperling