Jörg Sperling, hier in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Vereins Freunde des Stadtmuseums e.V., Kulturdezernentin Susanne Völker und Museumsleiter Dr. Kai Füldner präsentieren “View from Above“ von Hiwa K im Stadtmuseum Kassel | Quelle: Stadt Kassel; Foto: Dieter Schachtschneider
27.05.2019 | Das documenta 14 Kunstwerk von Hiwa K „View from Above“ ist jetzt Teil der Dauerausstellung im Stadtmuseum Kassel. Kulturdezernentin Susanne Völker stellte die Arbeit im Beisein von Museumsleiter Dr. Kai Füldner und dem Vorstandsmitglied des Vereins Freunde des Stadtmuseums e.V., Jörg Sperling, vor.
Der Videofilm ist nun im Raum des Modells der im 2. Weltkrieg zerstörten Stadt Kassel des Stadtmuseums zu sehen. Dazu ist der ursprünglich nur englischsprachige Film mit deutschen Untertiteln versehen worden. Hiwa K hatte diese Arbeit im Jahr 2017 für die documenta 14 erstellt. Das Video „View from Above“ wurde für die Zeit der documenta 14 im Stadtmuseum installiert, 2018 ist es über die Stadt Kassel von dem Verein Freunde des Stadtmuseums e.V. angekauft worden.
Die Arbeit thematisiert Erfahrungen von Flüchtlingen in verschiedenen Zeiten
Hiwa K thematisiert in seinen Arbeiten Erlebnisse und Erfahrungen von Flüchtlingen der Gegenwart und lenkt – unter Einbeziehung des Modells der zerstörten Stadt Kassel – die Aufmerksamkeit darüber hinaus auch auf die Geschichte der Flüchtlingsschicksale infolge der Weltkriege des 20. Jahrhunderts.
„Mit seinen Verweisen auf einige der wichtigen und aktuellen Fragen im Kontext von Migration und Identität repräsentiert das Kunstwerk „View from Above“ von Hiwa K Vieles, wofür die documenta 14 programmatisch stand. Umso mehr freue ich mich über den Ankauf der Arbeit durch den Verein „Freunde des Stadtmuseums e.V.“ und das Engagement für den Kulturstandort Kassel, das darin zum Ausdruck kommt.“
Zu einer langsamen, scheinbar zufällig verlaufenden Kamerafahrt über das Modell erzählt eine männliche Stimme die fiktive Geschichte des Flüchtlings M aus dem Irak. Er ist aus der angeblich sicheren Zone desertiert und spricht über die Stadt K und die Erfahrungen mit der UN, die sein Land in eine „sichere“ und eine „unsichere Zone“ geteilt hat.
Im Zusammenhang mit seinem Gesuch studiert M viele Details Kassels als einer Stadt, die nicht sein Herkunftsort ist. Anhand eines Stadtplans lernt er die Straßennamen, Schulen, Krankenhäuser und deren geographische Lage auswendig. So gelingt es ihm bei einem erneuten Antrag auf Asyl, erfolgreich die Anforderungen des Tests zu erfüllen, weil er die Stadt aus der „unsicheren Zone“ abstrakt durch das Kartenlesen erfahren hat. Er hat wie der ihn prüfende Einwanderungsbeamte „von oben“ auf diese Stadt geblickt.
Der Künstler
Hiwa K, geboren 1975 in Kurdistan, Irak.
Das Werk
View from Above, 2017, Digitalvideo, Farbe, Ton (Text Englisch gesprochen, mit deutschen Untertiteln), 11:23 Minuten, Stadtmuseum Kassel.