7. Dezember 2024

Gremien der documenta beschließen: documenta fifteen findet planmäßig 2022 statt

Bild: Mitglieder des Artistic Team vor dem ruruHaus (v.l.n.r. Lara Khaldi, Iswanto Hartono, Gertrude Flentge, Mirwan Andan, Frederikke Hansen, Julia Sarisetiati, Reza Afisina, Ajeng Nurul Aini, Ade Darmawan, Indra Ameng), Kassel, 2021, Foto: Nicolas Wefers

Pressemitteilung documenta: Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben während ihrer heutigen Sitzungen entschieden, dass die documenta fifteen wie geplant vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel stattfinden soll. Die Gremien berieten umfassend über die Machbarkeit der Ausstellung angesichts der Entwicklungen der COVID-19-Pandemie sowie über infrastrukturelle Voraussetzungen und Einflussgrößen auf die Verwirklichung des kuratorischen Konzepts.

Austausch wurde erschwert

Seit dem Frühjahr 2020 begleitet die Pandemie die Planungen der documenta fifteen und hat bereits zahlreiche Anpassungen erfordert. So haben beispielsweise die weltweiten Atelierbesuche sowie Arbeitstreffen mit der Künstlerischen Leitung ruangrupa und internationalen Künstler*innen und Gruppierungen fast eineinhalb Jahre lang ausschließlich im digitalen Raum stattgefunden. Der für das Konzept von ruangrupa wichtige gegenseitige Austausch und die ortsspezifische Weiterentwicklung von Projekten wurden dadurch erschwert. Dennoch schreiten die Planungen voran, sowohl was die Auswahl einzelner Ausstellungsorte als auch die Vorbereitungen künstlerischer Positionen anbelangt. Sicherheits- und Hygienekonzepte werden dabei laufend mitbedacht – von der Wahl ausreichend großer Indoor- und Outdoor-Standorte bis zu digitalen Lösungen bei der Besucher*innenführung und zur Unterstützung des Besuchserlebnisses. Das kuratorische Konzept von ruangrupa, das auf einem umfassenden Nachhaltigkeitsverständnis basiert, kommt diesen Entwicklungen entgegen, so dass in vielfacher Hinsicht aus der Krise auch Neues entstehen kann.

Der Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle, sagte über den Beschluss: „Nach sorgfältiger Abwägung der Chancen und Risiken ist der Aufsichtsrat zu der Überzeugung gelangt, dass die Durchführung der documenta fifteen im Jahr 2022 auch unter möglicherweise fortdauernden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wichtig ist, insbesondere in diesen nach wie vor unsicheren Zeiten. Gerade das kuratorische Konzept von ruangrupa bietet dabei Möglichkeiten, auf das jeweils aktuelle Geschehen zu reagieren und Gewohntes zu hinterfragen. Besucherinnen und Besucher aus Kassel und der Welt möchte ich wissen lassen, dass wir uns auf ihren Besuch freuen. Auf etwaige Entwicklungen in der Corona-Pandemie werden wir mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog für einen sicheren Aufenthalt in Kassel reagieren. Die Gesellschafter, Stadt Kassel und Land Hessen, sind bereit, mögliche Mehrkosten oder Mindereinnahmen aufgrund von Corona-Auswirkungen auszugleichen. Wichtiger als neue Besuchsrekorde anzustreben, ist es, ein von der Kultur ausgehendes Zeichen der Hoffnung zu setzen.“

„Wir nehmen die Entwicklung der Pandemie sehr ernst und treffen Vorkehrungen, um die Weltkunstschau abzusichern“ (Angela Dorn)

„Aufsichtsrat und Gesellschafter haben sich für den gemeinsamen Weg entschieden, dass die documenta fifteen im Jahr 2022 stattfinden wird und dass wir die damit verbundenen Herausforderungen gemeinsam angehen“, fügt Angela Dorn, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, hinzu. „Wir nehmen die Entwicklung der Pandemie sehr ernst und treffen Vorkehrungen, um die Weltkunstschau abzusichern. Unsicherheiten werden uns weiter begleiten. Hier sehe ich ein enormes Potenzial für die kommende documenta, einen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn zu bewirken, in Ökonomie, Wissensproduktion und Kooperation – auch im Umgang mit der globalen Pandemie, denn wie jede documenta wird auch diese ein Abbild ihrer Zeit sein. ruangrupa hat das Konzept des lumbung zum Prinzip gemacht, die aus ländlichen Gebieten Indonesiens stammende Praxis, die Ernte in einer gemeinsamen Reisscheune zu lagern und für das Gemeinwohl zu nutzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir alle, die vielen im documenta-Team beteiligten Menschen, Künstlerinnen und Künstler und auch die Besucherinnen und Besucher gemeinsam in diesem Sinne unsere Gesellschaft bereichern können.“

Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, lokal und miteinander verbunden zu denken

„Wir von ruangrupa haben immer den Glauben daran bewahrt, dass die documenta fifteen trotz aller Umstände 2022 stattfinden kann. Wir wollen einen Weg zeigen, eine zeitgenössische Kunstveranstaltung dieser Größenordnung so zu entwerfen, dass es der Zeit, in der wir leben, gerecht wird. Wie viele andere waren wir in den vergangenen eineinhalb Jahren gezwungen, hauptsächlich im digitalen Austausch zusammenzuarbeiten und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Unsere Arbeitsweisen beruhen stark auf Beziehungen, die wir knüpfen, indem wir Zeit miteinander verbringen. Die derzeitigen Bedingungen wären früher also unvorstellbar für uns gewesen. Aber die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig es ist, lokal und miteinander verbunden zu denken. In einem ehrlichen und transparenten Umgang mit den globalen Bedingungen, unter denen die documenta fifteen vorbereitet wird, arbeiten wir mit diversen Modellen, Bestrebungen und Beispielen – und zeigen, dass die lumbung-Praxis aktueller ist denn je“, sagt Ade Darmawan, Mitglied von ruangrupa, der Künstlerischen Leitung.

„Die COVID-19-Pandemie, die seit ihrem Ausbruch (Infra-)Strukturen, Konventionen und Gewohnheiten zerbrechen ließ, ist Anlass für ein umfassendes Neudenken von Ausstellungen in einer Größenordnung wie jener der documenta. Wir können sehr viel erreichen, wenn wir mutig vorangehen und dieser documenta erlauben, sich in einer Situation anhaltender Unsicherheit zu verorten. Ich sehe hier die Chance für einen neuen Nachhaltigkeitsansatz im Kunst- und Kulturbereich und freue mich sehr, diesen mitgestalten zu können“, konstatiert Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.

Empfehlung des Aufsichtsrats  wird  von der Findungskommission mitgetragen

Die Empfehlung des Aufsichtsrats, dass die fünfzehnte Ausgabe der documenta planmäßig 2022 stattfinden soll, wird auch von der Findungskommission der documenta fifteen (documenta Kommission) mitgetragen, die im Vorfeld zur heutigen Sitzung tagte. Die kuratorische Praxis von ruangrupa stelle eine adäquate Antwort auf die Dringlichkeiten unserer Zeit dar, sie sei im Leben verhaftet, prozessorientiert und habe daher die Kraft, sich Momenten der Ungewissheit anzunehmen, betonte die Findungskommission.

Die Beschlussfassung der Gesellschafterversammlung soll noch durch eine Beschlussfassung des Magistrats der Stadt Kassel bestätigt werden.

Zum September 2021 startet der Ticketverkauf über Ticketmaster zur documenta fifteen. Weitere Ausstellungsorte sowie einzelne Schritte im Bereich der Nachhaltigkeit werden im Laufe der kommenden Monate kommuniziert.


Quelle: www.documenta.de