19. April 2024

Stadtverordnetenversammlung beschließt Abbau des Obelisken bis 31. Juli dieses Jahres

Das documenta forum Kassel ist sehr besorgt über die Wirkung des beschlossenen Abrisses des „Fremdlinge und Flüchtlinge Monumentes“ von Olu Oguibe. Wir sind enttäuscht und verärgert über die Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung und können diese inhaltlich nicht nachvollziehen. Damit ist eine wesentliche Chance vertan, die documenta Stadt Kassel in der Weltöffentlichkeit im Umgang mit Kunst als vorbildlich erscheinen zu lassen. Die nationale und internationale Presse sowie die kunstinteressierte Öffentlichkeit wird in Kassel eine Stadt sehen, die, nach kontroverser Diskussion, umstrittene Kunstwerke an zentraler Stelle der Stadt nicht duldet.

Das letzte Angebot des Künstlers an die Verantwortlichen in der Stadt, den Obelisken vor das geplante documenta Institut zu setzen und bis zu dessen Fertigstellung eine Duldung auf dem Königsplatz zu erreichen, war ein fairer Kompromiss. Mit einer Ablehnung hat die Stadtverordnetenversammlung einen traurigen Meilenstein im Umgang mit Kunst im Stadtraum gesetzt und den rechtspopulistischen Haltungen zur Flüchtlingsthematik Vorschub geleistet.

Die von dem Kunstwerk in der Stadtgesellschaft ausgelöste kontroverse Diskussion um Inhalt, Form und Ort des Obelisken war im Sinn des Künstlers, wie er immer betont hat. Mit dem Abbau des Obelisken verschwindet eine wichtiges sichtbares Zeichen der Diskussion über die Menschlichkeit im Umgang mit Geflüchteten in Kassel. Dies ist Wasser auf die Mühlen der Gegner dieses Kunstwerkes und der Zuwanderungspolitik.

Die Stadtverordnetenversammlung hat mit ihrer Entscheidung die Kommentatoren der nationalen und internationalen Presse bestätigt, die bereits anmerkten, dass der Umgang mit dem Kunstwerk einer documenta Stadt nicht gut ansteht. Es gibt nun doch Gewinner und Verlierer in diesem Streit. Die Spender sind enttäuscht über den Verlust und die Gegner werden jubeln über den Abriss. Olu Oguibe hat mit seinem Obelisken Befürworter und Gegner gleichermaßen erreichen wollen. Dies wird nun nicht mehr möglich sein.

18.06.2018
documenta forum Kassel e.V.
Jörg Sperling